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Uniklinik Leipzig: Wie das Überleben von Patient:innen mit Magenkrebs verlängert werden kann

Das Magenkarzinom ist die fünfthäufigste Krebserkrankung weltweit. Bei den krebsbedingten Todesursachen steht es auf einem traurigen dritten Platz. Schuld daran ist die späte Diagnose und die rasche Ausbreitung von Tumorzellen im Körper. In einer internationalen klinischen Studie haben Wissenschaftler:innen unter führender Beteiligung der Universitätsmedizin Leipzig eine Substanz untersucht, die das Überleben von Betroffenen verlängern soll und darüber hinaus einen neuen klinisch relevanten Biomarker etabliert. Die Ergebnisse wurden in der renommierten Fachzeitschrift „The Lancet“ veröffentlicht.

„Die Ergebnisse der Studie sind wichtig für die Krebsforschung. Sie zeigen, dass mit Zolbetuximab behandelte Patientinnen und Patienten mit Magenkarzinom länger leben. Das Voranschreiten der Tumorerkrankung wird verzögert. Wir erwarten, dass die Studie zur Zulassung dieses Medikaments in Europa und damit auch in Deutschland führen wird. Dies ist ein wichtiger Fortschritt für Betroffene dieser schweren und oft tödlich verlaufenden Krebserkrankung“, sagt Prof. Florian Lordick, Direktor des Universitären Krebszentrums Leipzig. Der erfahrene Onkologe gestaltete die kürzlich publizierte Studie auf internationaler Ebene mit und sorgte dafür, dass deutsche Patient:innen daran teilnehmen konnten.

In der weltweiten Studie mit Betroffenen aus 20 Ländern wurden insgesamt 565 Patient:innen mit Zolbetuximab oder einem Placebo behandelt. Die Prüfsubstanz wurde in Deutschland vor mehr als zehn Jahren entwickelt und seither über alle Studienphasen bis zur klinischen Anwendungsreife bei Patient:innen gründlich erforscht. Die Behandlung mit Zolbetuximab und Chemotherapie führte in der aktuellen Studie zu einer signifikanten Verringerung des Risikos eines Fortschreitens der Erkrankung und des Todes, um 25 Prozent, im Vergleich zu allein mit Chemotherapie behandelten Patient:innen. Damit wurde das Studienziel erreicht. Die häufigsten unerwünschten Ereignisse bei den Teilnehmer:innen waren Übelkeit, Erbrechen und verminderter Appetit. Insgesamt erwies sich die Kombination von Zolbetuximab und Chemotherapie aber als gut anwendbar. Die Nebenwirkungen waren beherrschbar.

Zudem etabliert die Studie einen neuen klinisch-relevanten Biomarker beim Magenkarzinom namens Claudin18.2. Dieser kann über eine Färbemethode bei Tumorbiopsien, also der Entnahme von Zellen oder Gewebe aus einem betroffenen Bereich, bestimmt werden. Tragen 75 Prozent der Tumorzellen das Membraneiweiß Claudin18.2, kann das Medikament Zolbetuximab besonders gut wirken. Es wird Patient:innen mit fortgeschrittenem Magenkarzinom in Kombination mit einer Chemotherapie als intravenöse Infusion gegeben. Dann dockt es über die Blutbahn an den Tumorzellen an, die Claudin18.2 tragen, und löst dort eine Immunreaktion aus, die zum Absterben der Tumorzellen beiträgt.

„Nach der Einführung von Trastuzumab vor zehn Jahren ist dies der zweite zielgerichtete Antikörper, der das Überleben von Patientinnen und Patienten mit fortgeschrittenem Magenkrebs verlängern kann und an dessen klinischer Entwicklung ich maßgeblich beteiligt sein durfte“, sagt Prof. Lordick.

Originalpublikation in „The Lancet“: Zolbetuximab plus mFOLFOX6 in patients with CLDN18.2-positive, HER2-negative, untreated, locally advanced unresectable or metastatic gastric or gastrooesophageal junction adenocarcinoma (SPOTLIGHT): a multicentre, randomised, double-blind, phase 3 trial. Doi: https://doi.org/10.1016/S0140-6736(23)00620-7

Zusatzinformationen: Die Krebsforschung ist ein Schwerpunkt der Universitätsmedizin Leipzig. In den vergangenen Jahren wurden insgesamt acht Professuren im Bereich der Onkologie an den Standort berufen. 2022 erhielten Leipzig und Jena von der Deutschen Krebshilfe den Zuschlag für das Mitteldeutsche Krebszentrum (Cancer Center Central Germany – CCCG), ein Zusammenschluss der beiden onkologischen Zentren der Region. Das Ziel: Die bestmögliche Krebsversorgung für die Betroffenen in der jeweiligen Region zu gewährleisten, auch indem aktuelle, innovative Erkenntnisse aus der Forschung zügig in die klinische Praxis überführt werden.

Pressemitteilung des Universitätsklinikums Leipzig vom 08.05.2023


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