News
Neues vom BioCity Campus

Uni Leipzig: Neuro-Feedback kann Fress-Anfälle zügeln

Leipziger Verhaltensmedizinerin legt Studien-Ergebnisse zum „Binge-Eating“ vor.

Leipzig, 14. Dezember 2023. Gegen Fressattacken (neudeutsch: „Binge-Eating“), bei denen ohnehin schon übergewichtige Menschen völlig unkontrolliert große Mengen an Speisen in sich hineinstopfen, helfen besondere gehirnwellen-gesteuerte Rückkopplungs-Übungen („Neuro Feedback“). Dabei müssen die Fresswütigen Lebensmittel-Bilder auf Computerbildschirmen per Gedankenkraft verkleinern und dabei bestimmte Hirn-Regionen trainieren. Das hat ein Team um die Verhaltensmedizinerin Prof. Anja Hilbert von der Uni Leipzig durch Experimente herausgefunden.

Kontrollverlust beim Essen

Hintergrund: Manche Menschen verlieren die Kontrolle darüber, was und wie viel sie essen. Starkes Übergewicht ist oft die Folge dieser psychischen Erkrankung. „Der Kontrollverlust führt zu psychischem Leid“, erklärt Anja Hilbert. „Den Betroffenen fällt es schwerer als anderen, ihre Essimpulse zu kontrollieren. Die Selbstregulation ist beeinträchtigt.“

Hirnsignale per EEG oder Infrarot visualisiert

Um dagegen eine Therapie zu entwickeln, verordneten sie ausgewählten Patientinnen binnen zwei Monaten zwölf einstündige Sitzungen Neurofeedback. Für diese Rückkopplungstechnik setzten sie Elektroenzephalographie (EEG) oder alternativ „funktionelle Nahinfrarotspektroskopie“ (fNIRS) ein, um die Hirnströme der Probanten ohne äußere Eingriffe auszumessen. Die Patientinnen konnten dann durch diese sichtbar gemachten Hirnsignale steuern, wie groß zum Beispiel Schokolade oder andere Lebensmittel auf Bildschirmen aussahen. Dabei sollten sie bestimmten Hirnregionen trainieren, die für die Esskontrolle verantwortlich sind.

6 Monate später verbesserte sich Kontrolle beim Heißhunger

Die Effekte zeigten sich sechs Monate nach Therapie-Ende: Den Probantinnen gelang es fortan besser, beim Anblick bestimmter Leckereien diesen zu widerstehen. Sowohl das EEG- wie auch das fNIRS-Neurofeedback verbesserte die Ess-Kontrolle. „Auch Heißhunger, Ängste und der Body-Mass-Index der Teilnehmenden waren nach beiden Neurofeedback-Therapien stärker verbessert als bei den Patientinnen auf der Warteliste.“ Den zeitlichen Abstand von Therapie und Wirkung deuten die Forscherinnen als „eine verzögerte Wirkung nach dem Hirntraining“.

Ergänzung statt Ersatz für Psychotherapie

Allerdings werde das Verfahren die bisher eingesetzte Psychotherapie in solchen Fällen wohl nicht verdrängen. „Aus klinischer Sicht sprechen die im Vergleich zur Psychotherapie geringer ausfallenden Effekte eher für einen begleitenden als alleinigen Einsatz von nahrungsspezifischem Neurofeedback in der Behandlung der Binge-Eating-Störung, zum Beispiel während kognitiver Verhaltenstherapie“, meint Professorin Hilbert.

Quelle: Oiger vom 14.12.2023


Previous News

Bundestag verabschiedet Digitalgesetze für bessere Versorgung und Forschung im Gesundheitswesen

Der Deutsche Bundestag hat das „Gesetz zur Beschleunigung der Digitalisierung des Gesundheitswesens“ (Digital-Gesetz – DigiG) sowie das „Gesetz zur verbesserten Nutzung von Gesundheitsdaten“ (Gesundheitsdatennutzungsgesetz – GDNG) beschlossen. Ziel ist, mit digitalen Lösungen den Versorgungsalltag und die Forschungsmöglichkeiten in Deutschland zu verbessern.

Next News

Fraunhofer IZI: Virtueller Zwilling soll Behandlung mit Krebsimmuntherapien verbessern

Ein internationales Team hat im Dezember 2023 das Forschungsprojekt CERTAINTY gestartet. Gemeinsam mit Partnern aus Wissenschaft, Wirtschaft und dem Gesundheitswesen will das Projektteam unter Leitung des Fraunhofer-Instituts für Zelltherapie und Immunologie IZI einen virtuellen Zwilling entwickeln, der zukünftig die Behandlung mit personalisierten Krebsimmuntherapien verbessern soll.