News
Neues vom BioCity Campus

„Zukunft der Medizin liegt in der Vernetzung von Technologien”

Daten zwischen medizinischen Geräten unterschiedlicher Hersteller sicher und nutzerfreundlich austauschen: Die Antwort darauf heißt IEEE 11073 Service-oriented device connectivity (SDC). Eine Vernetzungstechnologie, die vor allem in OP-Sälen und Kliniken angewandt wird und an der Universität Leipzig mitentwickelt wurde. Prof. Dr. Thomas Neumuth, technischer Direktor des Innovationszentrums für Computerassistierte Chirurgie (ICCAS), erklärt im Interview die Besonderheiten und aktuellen Entwicklungen zu dieser dynamischen, technischen Schnittstelle. Die Technologie hat das Potenzial, die Gesundheitslandschaft nachhaltig zu verändern, sagt er. Vom 18. bis 20. Oktober tauschen sich führende Industrieunternehmen am ICCAS bei einem Workshop über medizinische Vernetzungstechnologien aus.

Prof. Neumuth, warum ist es in der Unterhaltungselektronik seit Jahren selbstverständlich, Geräte und Software zu vernetzen, aber in der Medizin so ein langwieriger Prozess?

Die Verzögerung in der Vernetzung medizinischer Geräte im Vergleich zur Unterhaltungselektronik resultiert aus den strengen regulatorischen Anforderungen in der Medizin. Da Fehler gravierende gesundheitliche Risiken bergen können, sind Sicherheit und Zuverlässigkeit höchste Prioritäten. Zudem sind medizinische Systeme oft komplex und erfordern eine sorgfältige Integration in klinische Abläufe, was zusätzliche Herausforderungen in Bezug auf Technik und Organisation mit sich bringt. Im Gegensatz dazu ermöglicht die Unterhaltungselektronik schnellere Produktentwicklungen. Standards wie IEEE 11073 SDC repräsentieren jedoch bedeutende Fortschritte in Richtung Interoperabilität und haben das Potenzial, die Gesundheitsversorgung nachhaltig zu verbessern.

Welche Vorteile bietet diese technische Schnittstelle in der täglichen Arbeit für Personen im Gesundheitswesen? 

Die neue Schnittstellentechnologie agiert ähnlich wie ein universeller Übersetzer zwischen medizinischen Geräten verschiedener Hersteller. Sie erleichtert die Kommunikation und Datenübertragung, ähnlich wie ein USB-Anschluss in der Computertechnologie. Dies ermöglicht Gesundheitspersonal, sich mehr auf die Patientenversorgung zu konzentrieren, statt technische Unstimmigkeiten zu lösen. Zudem erleichtert die Schnittstelle datenbasierte Entscheidungen, zum Beispiel das automatische Aktivieren von Geräten unmittelbar vor deren Verwendung, und fördert Kosteneffizienz, indem sie die Gerätekompatibilität erweitert. In Summe, es verbessert sowohl die Effizienz als auch die Qualität der Gesundheitsversorgung.

Wie verbreitet ist die Technologie IEEE 11073 SDC, die Sie im Rahmen eines großen bundesweiten Leuchtturmprojekts maßgeblich mitentwickelt haben, in der Praxis inzwischen?

Das Leuchtturmprojekt, an dessen Entwicklung ICCAS maßgeblich beteiligt war, endete im Jahr 2016, woraufhin die wichtige Phase der internationalen Standardisierungstätigkeit begann. Seit 2019 ist die Vernetzungstechnologie als ISO- und IEEE-Standard anerkannt. Diese Anerkennung markiert einen entscheidenden Meilenstein und ist eine Bestätigung für die jahrelange Forschungs- und Entwicklungsarbeit. Seit 2022 sind die ersten medizinischen Geräte, die diese Technologie nutzen, von führenden Medizintechnikherstellern auf dem Markt verfügbar. Die ersten europäischen Krankenhäuser haben ebenfalls 2022 damit begonnen, die Technologie in ihren Versorgungsalltag zu integrieren. Dies ist ein vielversprechendes Zeichen dafür, dass die Technologie an Fahrt gewinnt und ihren Weg in die klinische Praxis findet.

Auf der diesjährigen Fachmesse DMEA, eine der wichtigsten Veranstaltungen für digitale Gesundheitsversorgung, waren Firmen aus Amerika und China stark an der IEEE 11073 SDC Technologie interessiert – was bedeutet das für Sie? 

Für unsere Forschung und Arbeit am Innovationszentrum für Computerassistierte Chirurgie (ICCAS) hat das rege Interesse an der Technologie auf der diesjährigen Fachmesse DMEA, insbesondere von Firmen aus Amerika und China, mehrere Implikationen. Es unterstreicht die weltweite Relevanz unserer Forschungs- und Entwicklungsarbeiten und öffnet Türen für internationale Kollaborationen, was für den Transfer von Forschungsergebnissen in die Praxis von entscheidender Bedeutung ist. Zudem zeigt es, dass der Markt für solche Technologien wächst, was wiederum die Forschung und Entwicklung in diesem Bereich fördert und beschleunigt. Es ist ermutigend zu sehen, dass die Bedeutung einer effizienten und sicheren Vernetzung von medizinischen Geräten weltweit erkannt und die Qualität der weltweiten Gesundheitsversorgung durch ICCAS-Technologien vorangetrieben wird.

Mehr Informationen: Das Innovationszentrum für Computerassistierte Chirurgie (ICCAS) entwickelt digitale Technologien für zukünftige klinische Anwendungen. Das ICCAS ist ein interdisziplinäres Institut und Forschungszentrum der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig und das universitäre Transferzentrum für Medizintechnik in Mitteldeutschland. Expert:innen aus den Bereichen Medizin, Informatik und Ingenieurwesen entwickeln zusammen innovative Medizintechnologien zur Verbesserung von Diagnosestellungen, Therapieentscheidungen und operativen Eingriffen.

 

Quelle: Pressemeldung der Universität Leipzig vom 17.10.2023

 


Previous News

After Work BIO CITY LEIPZIG: 25. Oktober ab 17 Uhr

Am 25. Oktober laden wir euch alle zu unserem Saisonabschluss der After Work Events in der BIO CITY LEIPZIG ein. Freundlicher Sponsor dieses Mal: COSMO CONSULT.

Next News

20 Jahre BIO CITY LEIPZIG ‐ Vom zarten Pflänzchen zum High‐Tech Biotop

Im Jahre 2003 wurde mit der Eröffnung des Biotechnologie- und Gründerzentrums BIO CITY LEIPZIG der Grundstein für Leipzigs Life Science- und Tech Park, dem BioCity Campus Leipzig, gelegt. Bis heute sind so über 4.500 hochqualifizierte Arbeitsplätze in Forschungseinrichtungen und Unternehmen, u.a. der weißen und roten Biotechnologie, der Bio-Pharmazie, der Zell- & Gentherapie sowie Diagnostik entstanden. Mit einem Festakt wurde das 20-jährige Jubiläum heute feierlich begangen.